Heiligenbild

Heiligenbild
Hei|li|gen|bild 〈n. 12Bild eines Heiligen, der von den Gläubigen verehrt wird

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Hei|li|gen|bild, das:
bildliche Darstellung eines, einer Heiligen.

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Heiligenbild,
 
jede bildliche Darstellung von Heiligen, im engeren Sinn solche Darstellungen, die nicht einem dokumentarischen, sondern einem religiösen Zweck (Erbauung, Belehrung, Verehrung) dienen (Bilderverehrung, Heiligenverehrung).
 
Das Heiligenbild ist ein wesentlicher Bestandteil der christlichen Kunst des Abendlandes. Im Frühchristentum wurde der Heilige als Orans in der Verklärung, bei der Aufnahme in den Himmel, seltener im Martyrium dargestellt. Die Apostel, die das erste Beispiel von Heiligen in der Vielzahl geben, erscheinen sitzend oder stehend nebeneinander; das Einende ist die Gruppierung, häufiger die Reihung und die Ausrichtung auf ein Ziel: das Kreuz, Christus oder Maria mit dem Kinde. Schon im 6. Jahrhundert wurden lange Prozessionen männlicher und weiblicher Heiliger, alle in derselben Haltung und Tracht und die Krone des ewigen Lebens in den Händen haltend, auf Christus und Maria zuschreitend, dargestellt (Langhausmosaiken in San Apollinare Nuovo, Ravenna). Das Individuelle, an das nur noch der über das Haupt geschriebene Name erinnert, verliert vor dem Ewigen sein Anrecht. Die Heiligen sind durch den Nimbus (Heiligenschein) ausgezeichnet. Sie sind es, die den Menschen der Gottheit empfehlen (Apsismosaik Santi Cosma e Damiano, Rom). Doch erscheinen im 6. Jahrhundert die Heiligen auch schon in eigener Repräsentation ohne Beziehung auf göttliche Gestalten zu zweit oder dritt frontal nebeneinander (Pontan-Katakombe, Rom). Am mächtigsten stellen sie sich in ihren Titelkirchen auf dem Apsismosaik dar (San Apollinare in Classe, Ravenna; Sant'Agnese, Rom, 6. und 7. Jahrhundert). Damit zeichnet sich der Weg zum selbstständigen Kultbild ab.
 
In karolingisch-ottonischer Zeit hatten die christologischen Darstellungen noch den Vorrang; an zweiter Stelle standen die alttestamentarischen. Erst im 11. Jahrhundert begannen diese gegenüber den Heiligenlegenden zurückzutreten. Byzanz war in der Legendenillustration vorausgegangen; mehr als anregend wirkte es jedoch nicht (Vita des heiligen Benedikt, Vatikan, um 1070). In der Miniaturmalerei (Vita der heiligen Radegundis, Poitiers, Stadtbibliothek, Ende 11. Jahrhundert), dem Fresko (Legenden der Heiligen Klemens, Alexis, Kyrillos in San Clemente, Rom, vor 1084), der Plastik (Andreaslegende auf den Gnesener Bronzetüren, wohl frühes 12. Jahrhundert) wurde die Heiligenlegende Hauptgegenstand der Darstellung.
 
Man unterschied jetzt die Heiligen nach ihren Attributen. Wunder und Marter spielten eine große Rolle. Der Schönheits- und Heroenkult der Renaissance war der Darstellung von Martyrien wenig geneigt, wurde aber für die Darstellung der Heiligen von größter Bedeutung. Bis ins 19. Jahrhundert hinein hat er sie mehr bestimmt als das Mittelalter. Mit der Gegenreformation kam die Märtyrerdarstellung wieder auf. Der Barock fand erneut Freude an der Legende. Alles erfüllte er mit seinem leidenschaftlichen Pathos sowohl im Heroischen wie im Ekstatischen, in Verzückungen und Glorifikationen. Mit dem Barock endet die gestaltungsgeschichtliche Rolle des Heiligenbilds. Die Nazarener griffen im 19. Jahrhundert auf tradierte Darstellungsformen zurück. (Ikone)
 
 
Lex. der christl. Ikonographie, hg. v. E. Kirschbaum, 8 Bde. (1968-76);
 O. Wimmer: Kennzeichen u. Attribute der Heiligen, neu bearb. v. B. Knopflach-Zingerle (1995).

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Hei|li|gen|bild, das: bildliche Darstellung eines, einer Heiligen.

Universal-Lexikon. 2012.

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